Home Assistant – Meine neue Leidenschaft

Ich interessiere mich ja mittlerweile für über 12 Jahre für Smart Home Systeme und IoT. Damals als wir unser Haus gebaut haben, war das Thema auf dem Markt noch nicht groß vertreten. Da gab es im Grunde nur KNB, EIB und ein paar proprietäre Lösungen von einzelnen Anbietern. EIB und KNX war mir damals beim Hausbau einfach zu teuer, da allein die Grundverkabelung in unserem Szenario schon oberhalb 10.000 €uro lag. Aus diesem Grund habe ich mich damals für das Xcomfort Funksystem von Moeller (später Eaton) entschieden. Dieses konnte nach und nach erweitert werden, ohne das vorher eine Bus-Verkabelung vorgenommen werden musste. Das System funktionierte eigentlich recht zuverlässig – es war und ist aber sehr kostspielig. Ein Xcomfort Aktor lag bei ca. 80 – 100 € und ein Room Manager (zur Steuerung eines Raumes) lag bei 400 €.

Ich wechselte dann einige Jahre später vom Xcomfort System auf das devolo Home Control System, welches auf den Funkstandard Z-Wave setzt. Ich selber war zu dem Zeitpunkt Mitglied des Entwicklungsteams bei devolo und somit von Anfang an ganz nah am Entwicklungsprozess beteiligt. Ich tauschte mit der Zeit die kompletten Xcomfort Komponenten gegen die devolo Home Control Aktoren und Sensoren aus. Das devolo System war hu dem Zeitpunkt meiner Meinung nach mit das Beste und einfachste System auf dem Markt. Außerdem war es im Gegensatz zum proprietären Xcomfort System auch offen für andere Z-Wave Produkte von Drittherstellern und es unterstütze nativ die Sprachassistenten von Google (Google Home) und Amazon (Alexa) und das Philipps hue System.

2020 habe ich das erste Mal von Home Assistant gelesen. Home Assistant ist eine kostenlose und quelloffene Software zur Hausautomation, die als zentrales Steuerungssystem in einem Smart Home konzipiert ist. Genial ist die reichhaltige Anzahl an verfügbaren Integrationen (Stand Januar 2021 sind es über 1800 Stück). Die Steuerung von Beleuchtung, Heizung, Unterhaltungssystemen und Geräten, kann durch Automatisierungen, Skripte, Szenen, Sprachbefehle und mobile Apps ausgelöst oder über die Weboberfläche des Home Assistant gesteuert werden. Der Phantasie bei der Umsetzung der verschiedenen Automatisierungen ist bei Home Assistant quasi keine Grenzen gesetzt. Außerdem kann man quasi jedes Protokoll mit dem System ansprechen, was das System universell einsetzbar macht.

Installierbar ist die Software auf sehr vielen Plattformen. Man kann es auf einem Linux System, in einer VM oder einem Docker Container laufen lassen. Empfohlen wir die Installation auf einem dedizierten System, wie z.B. einem Raspberry Pi oder Odroid. Ich habe ganz zu Anfang für meine ersten Tests und Versuche Home Assistant in einem Docker Container auf meinem Gentoo Server laufen gehabt. Das funktionierte einwandfrei. Mitte 2021 habe ich mich dann entschieden mein gesamtes IoT / Smart Home System auf Home Assistant umzuziehen. Als Hardware Plattform habe ich mich dann für einen Odroid N2+ entschieden, den derzeitig stärksten Odroid – und ich habe diese Entscheidung bisher nicht bereut. Um meine Z-Wave Geräte ansteuern zu können benötigte ich noch einen „guten“ Z-Wave Stick. Hier habe ich mich für den ‎Aeotec Z-Stick Gen5+ – 868.4MHz entschieden, der bereits Z-Wave plus „spricht“. Dieser Z-Wave USB-Stick hat eine bemerkenswerte Reichweite – ich kann damit auch Aktoren im entfernten Gartenhaus erreichen. Außerdem gibt es von Aeotec eine Software (kostenlos herunterladbar auf deren Webseite), mit der sich vom EEPROM des Sticks Backups erstellen lassen. Alle mit dem Stick gekoppelten Z-Wave Geräte werden auf dem USB-Stick gespeichert. Damit kann im Worstcase, sollte der Stick mal defekt sein oder verloren gehen die gesamte Konfiguration auf einem neuen/anderen Aeotec Stick zurückgespielt werden. Ansonsten hat man nämlich ohne Backup den Jackpot gewonnen und darf sämtliche Z-Wave Geräte erneut koppeln, was gerade bei den Unterputz-Geräten ein riesiger Aufwand wäre.

Genial ist, dass jede Eigenschaft eines Gerätes eine eigene sogenannte Entität ist und man diese beliebig miteinander kombinieren kann. Meine derzeitigen 82 Z-Wave Aktoren/Sensoren (verschiedener Hersteller) ergeben in Summe schon 943 Entitäten. Man kann also z.B. den integrierten Bewegungsmelder einer vorhandenen bzw. installierten IP-Cam nutzen, um einen Aktor zu steuern, also z.B. das Licht einschalten, wenn man den Raum betritt, der durch die Kamera überwacht wird, ohne einen separaten Bewegungsmelder installieren zu müssen.

Nutzt Ihr eine Alexa in eurem Setup, könnt Ihr diese als Media Player verwenden, um euch z.B. per TTS (Text to Speech -> Text zu Sprache) darüber zu informieren, wenn Post in den Briefkasten geworfen wurde.

Mit einer Schalt-/Messsteckdose und eurem Smartphone könnt Ihr euch darüber informieren lassen, wenn z.B. die Spülmaschine, der Trockner oder die Waschmaschine fertig ist. Euer Smartphone selber ist wiederum wieder eine eigene Entität, die z.B. dafür verwendet werden kann, Automatisierungen oder Benachrichtigungen zu triggern, wenn man eine zuvor definierte Zone betritt oder verlässt. So könnte man z. B. eine Alarmanlage automatisch ein- und ausschalten, wenn man das Haus verlässt bzw. wieder betritt.

Zeitsteuerungen mit zusätzlichen Bedingungen, wie z.B. Sonnenuntergang oder -aufgang, Regeln und vieles mehr sind ganz einfach über die Weboberfläche konfigurierbar.

Anbei mal ein Screenshot meiner aktuell in meinem Setup genutzten Integrationen:

Wenn Ihr derzeitig das devolo Home Control System einsetzt, könnt Ihr dieses ohne großen Aufwand mit der entsprechenden Integration in Home Assistant integrieren – ihr benötigt dann auch keinen Z-Wave Stick, da das devolo Gateway diesen Teil übernimmt und ihr müsste eure Geräte nicht ab- und wieder anlernen. Jedoch ist die Nutzung des Z-Wave Sticks und der Z-Wave JS Integration um Längen schneller/performanter als das devolo System. Solltet Ihr also bei Home Assistant bleiben, empfehle ich euch früher oder später den Umstieg auf Z-Wave JS, wenn das auch viel Aufwand bedeutet, wenn euer bestehendes Setup bereits etwas größer ist.

Die sogenannte Lovelace Oberfläche lässt sich nach Belieben gestalten. Auch hier lässt Home Assistant kein Auge trocken. Jeder Entität kann auch jeweils auf der selbst definierten Oberfläche noch im Nachhinein modifiziert werden. Über 26.000 Material Design Icons sind verfügbar.

Ich werde in den nächsten Beiträgen über meine umgesetzten Automatisierungen und Co. berichten. Also bleibt dabei, wenn euch das interessiert…

Alle Informationen zu Home Assistant findet Ihr natürlich auch auf der Community Webseite home-assistant.io.

Hier noch ein paar Einkaufslisten Links:

4 Gedanken zu „Home Assistant – Meine neue Leidenschaft

  1. Hi Marcel,
    lange nichts mehr voneinander gehört! Kaum stöbere ich auf Deiner Homepage rum, lese was über Home Assistant. Cool!
    Quasi als Lockdown-Projekt gestartet hat mich das Home Assistant Fieber auch schon gepackt.
    Da ich mir das alles auch schon mal zerschossen habe, schwöre ich auf Docker Container! Habe das zum Basteln nur auf einen Raspi 4 gepackt und bin ziemlich überrascht, was da gleichzeitig noch alles laufen kann. Ich nutze übrigens ein RaspBee II Modul zum Aufspannen eines ZigBee Netzes. Aber Home Assistant kann ja eh alles.
    Liebe Grüße aus dem Norden!

    1. Hi Martin,
      schön von Dir zu hören. Da haben wir ja wieder mal etwas, wo wir beide „angefixt“ sind. Home Assistant macht einfach Spaß und die Umsetzung ist super durchdacht. Ich bin ein riesen Fan!
      Schöne Grüße aus deiner alten Heimat…

  2. Hallo Marcel
    ich bin auch in der Homeassistant-Fangemeinde mit Geräten verschiedenster Hersteller. Allerdings haut bei mir die Integration der Öffnungs- und Bewegungssensoren mit dem Aeotec Z-Wave-Stick nicht hin. Das soll aber hier auf keinen Fall eine Supportanfrage sein :-), mich interessiert nur, ob Du auch Schwierigkeiten hattest und vielleicht einen Trick kennst.
    Beim Öffnungsstatus steht immer unbekannt, und Bewegung wird einfach nicht erkannt. In den Parametern stehen dann teils zufällige Werte , und auch eine Korrektur bringt nichts. Nur ein Öffnungssensor hat zwischendurch mal überraschend seinen Dienst aufgenommen (nach dem x-ten Versuch). Mit Schaltsteckdosen und Sirenen von Devolo klappt alles problemlos.
    Viele Grüße aus Berlin
    Heiko

    1. Hallo Heiko. Vielen Dank für Deine Nachricht.
      Du musst bei den devolo Tür-/Fensterkontakten die Parameter etwas anpassen. Folgende Parameter habe ich gesetzt:

      • Parameter 2 (Basic Set Level): 255
      • Parameter 3 (PIR Sensitivity): 0
      • Parameter 4 (Light Threshold): Disable (Light ON)
      • Parameter 5 (Operation Mode): 0
      • Parameter 6 (Multi-Sensor Function Switch): 22
      • Parameter 7 (Customer Function): 20
      • Parameter 8 (PIR Re-Detect Interval Time): 3
      • Parameter 9 (Turn Off Light Time): 4
      • Parameter 10 (Auto Report Battery Time): 12
      • Parameter 11 (Auto Report Door/Window State Time): 12
      • Parameter 12 (Auto Report Illumination Time): 12
      • Parameter 13 (Auto Report Temperature Time): 12
      • Parameter 20 (Auto Report Tick Interval): 30
      • Parameter 21 (Temperature Differential Report): 1
      • Parameter 22 (Illumination Differential Report): 0

      Versuche es damit mal. Am besten danach noch mal einen NIF senden (den kleinen schwarzen Taster an der Rückseite drei mal schnell drücken / „flitschen lassen“…

      Schöne Grüße und viel Erfolg,
      Marcel

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